Wie wir Geschichte neu schreiben

Wir werden als Menschen in Familien geboren

Was ist eine Familie? Eine Familie sind der Mann und die Frau, die es braucht, damit ein Kind entsteht¹. Jede:r der Eltern des Mannes und der Frau, hat ebenso Eltern, die auch wieder Eltern haben usw. usf. In der Biologie meint der Begriff Familie eine bestimmte Ebene der „biologischen Systematik“. Letzten Endes ist es bei manchen Menschen, die ohne ihre (beiden) Eltern aufwuchsen auch so – es beschreibt eine biologische Systematik, zu der sie dazugehören, keine erlebtes soziales System.

Dazugehören (wollen) zu je meinem System ist bei Tier und Mensch eine wichtige Grundlage, die unsere Bewegungen im Leben prägt. Menschliche Familien leben in diversen Gesellschaften, Kulturen, Ländern und Landschaften, auf einem Planeten, in einem Universum. Unsere Lebensgeschichte ist eingebunden in diese zusammenhängenden Strukturen und Systeme. Alles, was wir erleben und weitergeben, hat einen Einfluss darauf – und sei der Einfluss noch so winzig.

In einem Menschenleben können sich Dinge ereignen, die so stark und schmerzhaft sind, dass sie in ihrer Gänze nicht in dem Geschehensmoment gefühlt werden können. Das können Erlebnisse im Krieg sein, Grenzüberschreitungen durch körperliche und psychische Gewalt in Familien, schwere Geburten oder Krankheiten in der frühen Kindheit, fehlende Bindung zu den Eltern, abrupte Trennungen von geliebten Menschen usw. Der seelische Schmerz von Schocks oder Traumata bleibt in der Erinnerung, jedoch oft unbewusst.

Schmerz sehnt sich nach Heilung

Auch ein seelisches oder emotionales Ungleichgewicht möchte in Balance kommen. Eine Anspannung möchte sich entspannen. Ein Unrecht will ausgeglichen werden. Das sind Bewegungen des universellen Prinzips eines Fließgleichgewichts, das immer in Bewegung ist. Im Kosmos ist immer alles in Bewegung und verändert sich. Für mich ist das einer der Hintergründe, warum sich traumatische Erlebnisse von einer Generation auf die nächste auswirken. Der Wirkmechanismus ist dabei die Liebe der Dazugehörigkeit: Wir spüren oder erleben das Leid von Familienangehörigen und Ahnen und versuchen, es für sie zu gut zu machen – weil sie es nicht können. Wenn wir so ein Leid übernehmen, erleben wir das manchmal so, dass wir immer wieder in Situationen kommen, wo sich wie automatisch das gleiche Muster in unserem Denken, Handeln und Fühlen abspielt. Wir fühlen uns dieser Reaktion auf eine Art hilflos ausgeliefert oder wie fremdgesteuert und können es auch nach vielen Veränderungsversuchen nicht anders machen.

Wenn die Dinge in Ordnung kommen

Das Leid muss an der Stelle geheilt oder gesehen werden, wo es geschehen ist. Sonst kommt der Ursprung des Leids nicht zur Ruhe. Mit einer Aufstellung ist es oft möglich, diese Urprungsmomente aufzudecken. Es kann sichtbar werden, wie wir uns mit den Schicksalen unserer Familienmitglieder oder Ahnen aus Liebe oder Ausgleich verbunden haben. Über das Bild in der Aufstellung kommen diese Verstrickungen in unser Bewusstsein.

Der Ursprung des Leids offenbart sich für uns überraschende Weise. Wenn das Leid bewusst und in dem geschützten Rahmen einer Aufstellung gesehen wird, können die eigentlich Betroffenen endlich ihr Leid, ihre Schuld, ihre Trauer ausdrücken. Es kommt nicht nur ein Unrecht in Ordnung, weil es aufgedeckt wurde. Es wird dadurch auch die Ordnung wiederhergestellt, dass die Kinder für ihre Eltern oder Großeltern nicht die Last des Leides tragen.

Alles zu seiner Zeit

Insofern, könnte man sagen, dass Geschichte wirklich umgeschrieben wird und Erlebtes nachträglich heilen kann. Wenn es gelingt, dauert es nach eigenen Beobachtungen und Rückmeldungen von Klient:innen unterschiedlich lange, bis man Veränderungen bei sich oder auch im System spürt. Manchmal geht es ganz schnell, aber oft dauert ein familiärer Heilungsprozess mehrere Jahre. Und manchmal ist die Heilung einer Verletzung im familiären System auch nicht möglich, das muss man dann achten und respektieren.

Mit einer Familienaufstellung tut man in erster Linie etwas für sich selbst. Aber kann auch immer ordnende und heilende Impulse für die eigene Familie setzen. Es ist Heilarbeit für sich und im Dienste der Gesellschaft. Für den Frieden. Erfahren Sie die heilsame Kraft einer Aufstellung.

Kontakt

¹ Auch wenn die Frau ihr Geschlecht geändert hat und nun als Mann lebt, braucht er doch die eindeutig weiblichen Geschlechtsorgane und entsprechende Botenstoffe.
Überarbeitet am 16.06.2022