Was passiert bei Familienaufstellung?

Bei einer Familienaufstellung bewegen sich Stellvertreter/innen entsprechend ihrer wahrgenommenen Impulse im Körper im Raum und es zeigt sich ein Bindungsgeschehen.

Stellvertreter/innen werden aufgestellt

Bei einer Familien- oder Organisationsaufstellung trifft man sich in der Regel in der Gruppe. Diejenigen, die ein Problem oder eine Frage mitbringen, stellen andere Teilnehmer/innen im Raum auf bestimmte Positionen. Sie stehen dort als Stellvertreter/innen für andere Menschen oder Aspekte aus dem familiären oder beruflichen System der Person, die das zu klärende Anliegen hat. Auf ihren Positionen gehen die Stellvertreter/innen in Resonanz mit Köperempfindungen, Gefühlen und Gedanken der Menschen oder Aspekte, die sie repräsentieren.

Ereignisse in der Familie bleiben als Informationen erhalten

Wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass Geschehnisse, Gefühle und Gedanken, die ein Mensch erlebt hat, auf verschiedene Art und Weise erhalten bleiben. Beispielsweise nimmt der Körper einer Großmutter über Gefühle und Empfindungen den Schmerz wahr. Es wird angenommen, dass diese Emotionen (epi-)genetisch an nachfolgende Generationen vererbt werden. Auch Informationen über traumatische Schocks zum Schutz vor zu großem Schmerz können auf diese Weise weitergereicht werden.

Ebenso erhalten Kinder viele Informationen, indem sie Stimmungen oder das Leid der Eltern, Großeltern oder Geschwister im Zusammenleben mitbekommen. Schon im Mutterleib spürt ein Kind alle Empfindungen der Mutter im gleichen Maße wie die Mutter. Kinder spüren alles, kann man sagen. Wir Menschen sind als Kinder lange Zeit vollkommen abhängig von unserer Familie und versuchen alles, damit diese Familie stabil und die Liebe erhalten bleiben.

Und schließlich kennen die meisten von uns die Erfahrung, die wir manchmal an bestimmten Orten machen. Wir kommen in einen Raum oder in eine Situation, die uns unbekannt ist, dennoch spüren wir sofort etwas Besonderes, etwas bedrückt uns oder wir bekommen Angst. Informationen über dort Geschehenes „liegen in der Luft“.

Wie können Stellvertreter/innen diese Informationen spüren?

Ein Mensch hat also viele Informationen über seine Familie bewusst oder unbewusst „gespeichert“ oder irgendwo in sich repräsentiert. Das meiste davon ist uns im sogenannten Alltagsbewusstsein nicht präsent, also unbewusst. Wenn jemand seine Familie in einer bestimmten Formation im Raum aufstellt, verbunden mit einer Frage oder einem Leid, richtet er sein Bewusstsein auf diese Situation aus. Die Erfahrung zeigt, dass das aufgestellte Ensemble in Bewegung kommt und keine wahllosen Bewegungen zeigt, sondern solche, die für die Teilnehmenden Sinn machen, weil sie davon berührt werden.

Die Aufstellung spiegelt also möglicherweise das Geschehen in der Familie, das mit dem Problem der Person zu tun hat. Die Stellvertreter/innen bleiben dabei vollkommen sie selbst und spüren doch diese Bewegungen der systemischen Dynamik deutlich. Sie sind dann ein bisschen wie in einem anderen Film. Das geschieht, ohne dass sie bewusst etwas spielen müssen. Es besteht die Annahme, dass Spiegelneuronen und die Fähigkeit zur Empathie es uns ermöglichen, uns in der Stellvertretung in das Empfinden eines unbekannten Menschen einzuspüren und dies wiederzugeben.

Mit dem gehen, was sich zeigt

Bei der Bewältigung von Leid, Problemen und Herausforderungen bewegen wir uns oft auf ausgetretenen Pfaden, die keine neue Entwicklung (mehr) bringen. Trotz vieler rationaler Erklärungen, verändert sich nichts im Erleben. In der Aufstellung wird nichts gespielt, sondern alle folgen nur dem, was sie gerade wahrnehmen. Sicherlich mischen sich auch eigene Erfahrungen mit rein. Oft gehen wir aber auch nur in Resonanz mit einem Geschehen oder einer Empfindung, die wir selbst kennen. Es ist an der Aufstellungsleitung zu erkenne, wenn jemand stark das Geschehen beeinflussen möchte – was aber selten vorkommt. Je absichtsloser, offener und empathischer die Aufstellungsleitung mit dem verbunden ist, was sich in der Aufstellung zeigt, desto klarer wird auch das Bild.

Für mich persönlich ist die Absichtslosigkeit keine Worthülse. Für mich ist es die Essenz, die die Haltung einer Beraterin oder eines Therapeuten ausmachen sollte und die eingeübt werden muss. Die Lösungsbewegung muss immer die/der Klient/in selbst gehen, dem kann eine Aufstellerin nichts hinzufügen. Sie unterstützt lediglich darin, dass blinde Flecken behutsam in den Blick kommen und verarbeitet werden können.

Lernen Sie die Arbeit mit Familienaufstellung kennen!

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Weiterführende Beiträge auf meinem Blog

Warum die Betrachtung des Systems bei der Problemlösung wichtig ist, erfahren Sie hier.

Wie Familienaufstellung die Betrachtungsweise des eigenen Problems revolutionieren kann, erfahren sie hier.