Wie wirkt Familienaufstellung?

Anmerkung: Den letzten Blog-Beitrag habe ich vor einem Jahr veröffentlicht. In der dazwischen liegenden Zeit ist mein Vater verstorben, was zum einen viel praktische, aber auch viel emotionale Arbeit mit sich brachte. An Veröffentlichungen war nicht zu denken. In dem aktuellen Beitrag geht es unter anderem um die Erfahrungen, die ich mit meinem Vater in und nach Aufstellungen gemacht habe.

Zu der Frage, wie Familienaufstellung wirkt, möchte ich anhand meiner eigenen Erfahrungen mit Aufstellungen berichten. Beschreibungen von anderen zeigen mir, dass es geteilte Erfahrungen sind, was die Art und Weise der Wirkung angeht. Die individuelle Auswirkung auf das Leben ist natürlich bei jedem Menschen verschieden.
 

Das Leid (Anliegen für die Aufstellung)

Ich möchte als Beispiel mein Anliegen nehmen, das ich vor ungefähr fünf Jahren für eine Gruppenaufstellung bei meinem Ausbilder Harald Homberger eingebracht habe. Es war meine zweite Aufstellung in meinem Leben, eine sehr bedeutsame, wie sich zeigen würde. Ich äußerte meine Empfindung, dass ich zu dieser Zeit besonders aber eigentlich schon immer nicht wusste bzw. mich fragte, warum ich da bin und was mein eigenes Leben ausmacht. So, als ob ich irgendwie da wäre, aber mir immer ein Gefühl dafür fehlte, was eigentlich „meins“ sei. Alles in allem war das Leben für mich oft recht anstrengend und belastend – heute würde ich sagen, weil ich versuchte, mit einem Ruder einen Überseefrachter zu navigieren.
 

Die Aufstellung

In der Aufstellung passierte äußerlich nicht viel. Aber innerlich hat sich für mich möglicherweise ein Berg versetzt. Ich sollte beide Eltern aufstellen, meinen Vater stellte ich in die eine Ecke und meine Mutter in die diagonal entgegengesetzte. Mich stellt ich in die Mitte. Sofort ging ich dann zu meinem Vater und hing mich irgendwie an ihn ran, ich wollte Kontakt und Halt bei ihm. Der Stellvertreter für meinen Vater, ein junger Mann, machte jedoch gar nichts, außer in sich gekehrt dazustehen. Er legte nicht den Arm um mich, wendete sich nicht mir zu. Ich wurde da schon sehr traurig und begann zu weinen. Irgendwann ließ ich meinen Vater los und kauerte mich auf den Boden und weinte und weinte, dass es mich nur so schüttelte. Der Aufstellungsleiter kam und holte mich aus dieser totalen Verzweiflung und hielt mich einen Moment im Arm, als ob er mich beruhigte wie ein Kind. Dann sagte ich in meiner Erinnerung nur einen Satz zu meinem Vater, der da immer noch mit geschlossenen Augen am selben Fleck stand: „Von mir aus darfst du gehen.“ Dann sollte ich auf mein eigenes Leben in eine andere Richtung schauen. Da wurde ich etwas ruhiger.
 

Der Hintergrund

Meinen Vater zog es schon lange aus dem Leben, er hatte von Kindesbeinen an mehrere lebensbedrohliche Unfälle und – als junger Mann – eine Nahtoderfahrung nach einem Stromschlag. Man könnte auch vermuten, dass mein Vater nie ganz im Leben angekommen ist. Quasi nebenbei wurde er am Ende der mehrmonatigen Flucht meiner Oma aus Polen nach Deutschland geboren. Ein Wunder, dass er und meine Oma das überlebt haben.

Die Aufstellung zeigte aber auch, dass ich mit meinem Herzen voll und ganz bei meinem Vater war, also offenbar sehr stark mit ihm mitgefühlt und ihn gebraucht habe. Wahrscheinlich habe ich unbewusst versucht, für ihn etwas von dem Leid zu tragen, welches er schon nicht tragen konnte von dem Leid, das wiederum seine Mutter schon nicht tragen konnte. Mein Vater in seiner unbewussten Not hat meine Bereitschaft auch genutzt und mich immer wieder als seine Stütze angefragt. Eine so starke Identifikation mit einem anderen Menschen kann verhindern, sich selbst zu spüren und ein Gefühl für das eigene Leben zu entwickeln. Ein Teil des Herzens bleibt dann immer das Kind, das den Vater brauchte und ihm helfen wollte.
 

Die Lösung (bringt das Leben mit sich)

Die Lösung aus einem Leid, einer Verstrickung oder Blockierung ist immer ein ganz individueller Verarbeitungs- und Bewusstwerdungsprozess. Man kann von Familienaufstellung nicht erwarten, dass sie ein Problem mit einem Mal für immer löst. Viele Aspekte spielen in den Loslösungs- oder Lebensentwicklungsprozess nach einer Aufstellung oder auch nach jedweder Form der therapeutischen Intervention mit hinein. Welche Resilienzen gab es in der Familie? Wie ist das individuelle Wesen oder die Seele geprägt? Welche gesellschaftlichen und familiären oder sozialen Bedingungen liegen vor?

Eine Aufstellung ist quasi ein bildgebendes Verfahren, indem sie uns ein Geschehen zeigt, das im Idealfall mit dem geäußerten Anliegen in Verbindung steht. Was wir in der Aufstellung sehen, fühlen, aussprechen und was sich dadurch bewegt, arbeitet in uns und im Familiensystem weiter. Ich sage zu den Aufstellenden in meiner Praxis: „Du musst jetzt nichts tun, die Aufstellung arbeitet für dich.“ Das Einzige, was ich oft empfehle, ist bei dieser absichtslosen Innenschau zu bleiben, wie man sie in der Aufstellung erfährt. Sich also immer wieder zu fragen, wie geht es mir gerade, was fühle ich, was hat dieses oder jenes Erlebnis in mir ausgelöst – und wie geht es mir wirklich? Wie wir dann mit unseren Gefühlen umgehen und welche Schlüsse wir daraus ziehen oder wie lange es dauert, unser Eingebundensein in unsere Familie wirklich zu verstehen oder sich von jemanden zu lösen oder eine fehlende Bindung zu betrauern, das ist von Mensch zu Mensch verschieden.
 

Die Wirkung

Die oben erwähnte Aufstellung hat bei mir beispielsweise einen Prozess in Gang gebracht, mich mehr von meinem Vater zu distanzieren und mich mehr auf mein Leben zu konzentrieren. Also zum Beispiel eine Tätigkeit und Beziehungen zu finden, die besser zu mir passen. Ich bin vom Wesen her zum Beispiel jemand, der bis jetzt sehr lange gebraucht hat, mein kindliches Muster zu erkennen und mich von meinem Vater und alten Loyalitäten zu lösen. Erst nach seinem Tod letztes Jahr habe ich zu einer Kraft zu gefunden, mich in meiner Not wirklich zu sehen. Das bedeutet auch zu erkennen, was ich da eigentlich die ganze Zeit mache, wenn ich in einer Art nervensystemischen Dauernotzustand immer nur danach schaue, was als nächstes getan werden muss (zum Beispiel, damit der Vater bleibt)?

In allen möglichen Lebensbereichen wirken diese erlernten Bindungserhaltungsmuster. Traumatherapie ist, diese Muster oder Prägungen zu erkennen und von einem Gegenüber gesagt zu bekommen, ja, du hattest Recht daran, dies zu tun oder dich durch deine Bewältigungsstrategie zu schützen. Aber du darfst das jetzt lassen, es ist vorbei. Eine Familienaufstellung kann ein guter Impuls für eine im Alltag begleitende Traumatherapie sein. Manche brauchen auch keine Traumatherapie, sie können den Impuls aus der Aufstellung, das Seelenbild, selbst gut verarbeiten. Oft schafft eine Aufstellung einen neuen Freiraum, ein Spalt öffnet sich und neue Erfahrungen mich sich selbst und anderen können ihren Platz in uns finden. Manchmal löst sich eine Not auch wie in Luft auf, ohne dass man aktiv etwas dafür tun muss. Die erleichternde Wirkung ist oft subtil, sie schleicht sich ein und wir merken nach einiger Zeit, dass wir schon länger nicht mehr dieses oder jenes Problem hatten.

 

Was wir nicht in der Hand haben

Ich möchte noch eine Sache in Bezug auf meinen Vater erwähnen, die man als moralisch fragwürdig empfinden könnte: Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die wahre Erleichterung erst eintrat, nachdem mein Vater verstorben ist. Erst dann hatte ich die wirkliche Freiheit, also die innere Ruhe, ganz gegenwärtig auf mich zu schauen. Und zwar mit dem Mitgefühl, das ich für mich selbst brauche, um wirklich wachsen zu können. Einfach, weil mein Vater mich nicht mehr adressiert hat.

Eine Kollegin wies mich beim Gegenlesen des Artikels darauf hin, dass man die von mir empfundene Erleichterung nach dem Tod meines Vaters auch anders deuten kann: Mit dem Tod meines Vaters hat sich der Lösungssatz („Von mir aus darfst du gehen.“) aus der zu Beginn erwähnten Aufstellung ja letztendlich vollzogen. Mit dem Satz gab ich meinem Vater quasi das Ok, seinem Seelenweg zu folgen. Die Erleichterung, die ich fühle, ist vielleicht auch die Erleichterung meines Vaters, dass er endlich seinen Weg aus dem Leben gehen konnte. Weil ich ihn losgelassen habe und nicht mehr gehofft habe, dass er mal der starke Vater sein würde, der er nie sein konnte, aber vielleicht aus Liebe für mich sein wollte.

Was am Ende zählt, ist dass Frieden einziehen darf in die Herzen der Lebenden und der Verstorbenen. Wann das geschieht, hat man eben nicht immer in der Hand.

 

Familienaufstellung ist kein Wunder- und kein Allheilmittel…

…aber es kann, wenn es das passende Mittel ist, wirklich Prozesse in Gang bringen, die wir ohne das Gegenüber, die stellvertretende Wahrnehmung durch die Stellvertreter/innen, nicht sehen könnten.

Durch meine langjährigen intensiven Selbsterfahrung habe ich einen spezifischen Erfahrungsschatz gewonnen, den ich in meine Arbeit mit einbringe und mit dem ich gern mit Ihnen oder dir auf Ihr/dein Anliegen schaue und Sie oder dich in deinem Lebensentfaltungsprozess gern begleite.

Wie treffe ich Entscheidungen leichter?

„Ent-scheide das Schwert“ war früher

Es wird angenommen, dass das Wort „entscheiden“ etymologisch der Praxis entstammt, das Schwert aus der Schwertscheide zu ziehen. Zu früheren Zeiten war das Tragen eines Dolches oder Schwertes am Gürtel üblich. Eine Interpretation meint, dass ein aus der Scheide gezogenes Schwert bedeutete, dass jetzt ein Disput geklärt oder eben entschieden werden muss. Heutzutage entscheiden wir zumindest im zivilen Bereich in den meisten Fällen ohne (Androhung von) Gewalt. Doch in manchen Angelegenheiten wird auch in unserer heutigen Gesellschaft entweder mit Gewalt oder mit anderen Strafen gedroht, um eine Entscheidung zu erzwingen. Da müssen wir gar nicht bis in die Ukraine schauen.

Entscheidungen friedlich und im Einklang und zum Wohle aller Beteiligten zu treffen, bleibt für uns Menschen auch im Alltag manchmal ein Herausforderung. Manchmal fühlen wir uns richtig unfähig, eine große Entscheidung zu treffen. Oder wir sind auch bei kleinen Alltagsfragen schnell verunsichert, wie wir uns entscheiden sollen. Warum ist das so?

Bewusste Entscheidungen sind schwieriger

Wir treffen am Tag an die 20.000 Entscheidungen, sagen Neurowissenschaftler:innen. Denn jede noch so kleine Handlung ist auf eine Art eine Entscheidung, die das System Mensch treffen muss. Die meisten davon treffen wir unbewusst und automatisch, wie Handlungen zur Körperhygiene, Versorgung mit Essen und Trinken, Gehen, Fahrradfahren etc. Manchmal fängt es schon bei der Wahl des Essens oder der Tagesgestaltung an, dass wir Probleme bekommen, uns zu entscheiden. Noch schwieriger wird es dann auf der Arbeit oder in Bezug auf uns wichtige Menschen, wenn wir wirklich verantwortungsvolle Entscheidungen treffen müssen.

Wenn wir uns mal genau anschauen, worum es im Kern beim Entscheiden geht, dann könnte man sagen: Es geht darum, mindestens zwei Dinge voneinander zu trennen. Von diesen zwei Dingen folge ich einem, ich gehe ich mit einer Entscheidung oder Wahl – und die andere lassen ich hinter mir, ich trenne mich von ihr. Und genau diese Trennung ist häufig das Problem. Ich muss den Mut aufbringen, eine Sache oder manchmal eben auch einen Menschen zu verlassen, um mich für etwas anderes oder jemanden anderes zu entscheiden und bei der Wahl zu bleiben und Verantwortung dafür zu tragen.

Warum kann ich mich so schwer entscheiden?

Es gibt viele gute Gründe, die uns Entscheidungen erschweren.

  • Zu hohe Ansprüche an uns und an die Entscheidung oder die Übernahme von vermeintlichen Maßstäben/Ansprüchen von anderen wie Familie, Nachbarn etc.
  • Angst vor Fehlern oder Ablehnung: Wir wissen nicht, wie sich die Entscheidung auswirkt und wollen negative Auswirkung vermeiden.
  • Angst vor Verlust, sich nicht trennen können.
  • Angst, etwas zu verpassen, alles haben wollen
  • Zeitdruck oder Abhängigkeit von anderen (manchmal vermeintlichen) Sachzwängen
  • Dilemma = Ausweglosigkeit (wenn alle Entscheidungen schlecht sind)
  • Zu viele Auswahlmöglichkeiten (choice overload)
  • Zu große und schwere Entscheidungen, die über unserem Verantwortungsbereich liegen (zum Beispiel wenn Kinder etwas entscheiden sollen)

Und schließlich gibt es noch die Kategorie der „systemischen Verstrickungen“, die eine Entscheidung beeinflussen können. Eine systemische Verstrickung liegt vor, wenn wir mit einer Person aus unserem Familiensystem bzw. mit ihrem Leid in Verbindung stehen und für sie dieses Leid lösen wollen. Dann sind wir in manchen Bereichen nicht frei in der Entscheidung, als ob wir für die Person mit entscheiden, sie mit einbeziehen in unsere Überlegungen. Das machen wir natürlich unbewusst. Es gibt in der Aufstellungsarbeit beispielsweise immer wieder das Anliegen von Menschen, die viel umziehen und nicht an einem Ort ankommen können, sie sind immer auf der Suche. Manchmal kann dahinter eine Verbindung zu einem Familienangehörigen stehen, der im Krieg flüchten und alles hinter sich lassen musste und darunter sehr gelitten hat.

Verallgemeinert für alle Zustände könnte man sagen, dass unser Geist hier beim Entscheiden getrübt ist. In der Lehre des QiGong gibt es das Sprichwort: „Das Herz ist der Kaiser und herrscht über die Wandlungen des Geistes.“ Alle Bewegungen des Geistes wie Überlegen und Entscheiden sollten also im Einklang mit dem Herzen sein. Und wenn das Herz verwirrt oder verschlossen ist, kann es den Geist nicht gut „beherrschen“. Stimmt das?

Das Herz entscheidet

In der westlichen Wissenschaft ist angeblich schon seit Anfang des 20. Jahrhunderts bekannt, dass das Herz ein mindestens ebenso wichtiges Nervenzentrum ist wie das Gehirn (und der Darm). Herzwissenschaftler:innen vom HeartMath Instiute behaupten sogar, dass vom Herzen aus über Nervenbahnen mehr Signale in Richtung Gehirn geschickt werden als umgekehrt. Dabei sei die Qualität der Signale, die das Herz aussendet, entscheidend für die Qualität kognitiver Prozesse. Wenn wir also Angst haben oder Stress empfinden, sind die Gehirnaktivitäten in ihrer Qualität beeinträchtigt. Es wurde gemessen, dass der ganze Körper in einen insgesamt harmonischeren Zustand wechselt, wenn wir eine positive Emotion aufrufen und diese im Herzen fühlen können. Die so genannte Herzfrequenzkohärenz ist dann größer. Nicht nur das das Herzfrequenz-Training vom HeartMath Institute, sondern auch Yoga, QiGong, bestimmte Meditationen und Atemtechniken lehren uns, positive Emotionen zu spüren und damit die Herzfrequenz zu harmonisieren. Dieses Wissen scheint also so einfach wie alt zu sein. Probieren Sie es aus!

Wenn das Herz Unterstützung braucht

Manchmal kommen wir jedoch auch mit Übungen, die wir selbst machen können, nicht weiter. Besonders wenn systemische Verstrickungen vorliegen, ist es schwer, sich daraus allein zu lösen. Hier kann eine Familienaufstellung helfen, Ihnen Klarheit zu verschaffen. Auch hier kommen wir aus dem reinen Überlegen im Kopf raus in einen mehrdimensionalen Spürprozess. Das Geschehen, das mit unserer Entscheidungsunfähigkeit zu tun hab, löst sich von uns ab und zeigt sich durch die Bewegungen der Stellvertreter:innen.

Ein fiktives Beispiel: Eine Klientin kann sich nicht entscheiden, den nächsten Schritt in ihrer beruflichen Entwicklung zu gehen und leidet sehr darunter. Sie müsste dafür den alten sicheren Job aufgeben, aber sie klebt darin wie fest. In der Aufstellung zeigt sich, dass sie gar nicht auf das Neue und ihr eigentliches Ziel schauen kann, dass sie mit der Aufmerksamkeit ganz woanders ist. Ihre ganze Aufmerksamkeit ist bei ihrer Mutter, die sich selbst auch nie verwirklicht hat, weil sie mit ihrem Schmerz beschäftigt war. Für die Klientin wäre nun der Prozess, ihre Mutter in ihrem Schmerz zu sehen und zu achten, und dann den Schmerz bei der Mutter zu lassen und sich zu erlauben, über die Mutter hinaus zu wachsen und in ihr eigenes Leben zu gehen. Nun kann sie auch auf das beruflich Neue mit Kraft und Freude schauen und sich dem annehmen.

Workshop „Entscheidungen treffen leichter gemacht“

Für Frauen biete ich im Bildungs- und Beratungszentrum Raupe und Schmetterling – Frauen in der Lebensmitte e.V. drei Mal pro Jahr einen Workshop zum Thema „Entscheidungen treffen leichter gemacht“ an. In dem Workshop erläutere ich zum einen die Hintergründe des Entscheidens und der Schwierigkeiten. Zum anderen kommen die Teilnehmerinnen in Aufstellungsübungen zu zweit oder zu dritt sowie in Achtsamkeitsübungen ihrem Herzen näher, aber auch ihrer Entscheidungsfrage und dem Hindernis. Darüber hinaus können Teilnehmerinnen ihr ganz konkretes Anliegen zur Aufstellung bringen, die ich im klassischen Gruppenformat leite.

Workshop

Systemische Aufstellungen bei der Entscheidungsfindung

In meiner Beratungspraxis können Sie eine Frage, die mir einer Entscheidungsfindung zu tun hat, im Einzelsetting oder im Gruppenformat mit einer systemischen Aufstellung betrachten. Eine Einzelsitzung hat den Vorteil, dass Sie die Perspektiven der anderen Menschen, die zu Ihrem Anliegen gehören, selbst erfahren können. Denn hier arbeiten wir mit Bodenankern, also mit Positionszetteln auf dem Boden, und spüren uns auf den Positionen selbst ein. Die Gruppenaufstellung hat den Vorteil, dass Sie das Geschehen dynamisch miterleben. Die Stellvertreter:innen für die Familienangehörigen bewegen sich entsprechend der Impulse, die sie auf ihren Positionen spüren. Mehr zu den Vorteilen erfahren Sie in meinen Angeboten unter Familienaufstellung.

Entscheiden Sie sich für eine Familienaufstellung, wenn Sie zu schwer an einer Entscheidung zu tragen haben.

Einzelsitzung

Gruppensitzung

Workshops mit Familienaufstellung

Familienaufstellung findet klassischerweise an einem oder mehreren Tagen am Wochenende und in einer Gruppe statt. Bekanntheit erlangt und bewährt hat sich als Format auch das Einzelsetting. Ich biete nun auch Workshops zu verschiedenen Lebensthemen mit Aufstellungen an.

Übungen zur Selbstwahrnehmung

Im ersten Teil der Workshops üben wir gemeinsam das Ankommen und Gewahrsein im Hier und Jetzt. Verschiedene Übungen im Gehen, Stehen und Sitzen sollen uns dabei helfen, im Raum, in unserem Körper, in unserem Herz und in unserem Geist anzukommen und präsent zu sein. Dies ist eine gute Voraussetzung, um in den Aufstellungen gut ins Spüren zu kommen. Es geht ja in der Aufstellung immer darum, Gefühle, Bewegungsimpulse und sonstige Empfindungen und Gedanken wahrzunehmen, die sich auf der eigenen oder der Stellvertreter-Position einstellen.

Übungen zur Selbsterfahrung

Es folgen dann in der Regel Aufstellungsübungen zu zweit oder zu dritt. Die Übungspartner/innen stellen sich dann sozusagen gegenseitig auf und sind beide in der Aufstellung. In den Übungen stellt man für gewöhnlich sich selbst und die Frage oder den Kern-Aspekt eines Themas auf. Also zum Beispiel „Ich und meine Mutter“ oder „Ich und meine Seele“ oder „Ich und meine Gesundheit“ oder „Ich und mein/e Traumpartner/in“ usw. Im ersten Übungsteil stellen Sie Ihre Übungspartnerin als Ihre Mutter, Seele, Gesundheit oder Traumpartner/in auf und dann sich selbst dazu. Die Aufstellung läuft dann ein paar Minuten und darf sich entfalten. Nach einer bestimmten Zeit rufe ich dann zum Wechsel auf und Sie tauschen die Rollen. Dann stellt Ihre Übungspartnerin Sie als deren Mutter, Seele, Gesundheit, Traumpartner/in sowie sich selbst auf. Und wieder läuft die Aufstellung im Kleinen. Am Ende tauschen sich beide über Ihre Erfahrungen aus. Das macht super viel Spaß und kann genauso viel Erkenntnis und Bewegung in die Sache bringen, wie jedes andere Aufstellungsformat auch. Vornehmlich dienen die Übungen in der Kleingruppe jedoch dem Erkenntnisgewinn, da es für die Heilung und Veränderung doch die geschulte Begleitung durch die Aufstellungsleitung braucht.

Geleitete Aufstellungen

In den Workshops, die ich anbiete, wird es deshalb auch immer Raum für ganz normal Aufstellungen in der Gruppe geben, die ich leite. Sie können also auch Ihr Anliegen wie an einem normalen Wochenend-Seminar mitbringen. Die anderen Workshopteilnehmer/innnen stehen dann als Stellvertreter/innen zur Verfügung. Was in Gruppenaufstellungen so passiert, erfahren Sie auf hier oder hier.

Spaß in der Gruppe mit Erkenntnisgewinn zum günstigen Preis

Das Workshop-Format hat den schönen Vorteil, dass die Gruppe sich selbst ein bisschen besser kennenlernt und miteinander in Aktion tritt. In den Übungen kommen Sie sich mitunter recht nah und erfahren ganz Persönliches von ihrer/m Übungspartner/in. Da es im Austausch geschieht, zeigen und bekommen alle gleich viel. Es ist ein gleichberechtigtes Geben und Nehmen.
Für Teilnehmer/innen, die keine von mir geleitete Aufstellung machen wollen, bekommen zum Preis von 80 EUR die Gelegenheit, die Aufstellungsarbeit kennenzulernen sowie ein ihnen wichtiges Thema anzuschauen und bereits erste Erkenntnisse darüber zu gewinnen. Für Teilnehmer/innen, die eine „große“ Aufstellung machen, kostet die Teilnahme 150 EUR, als genauso viel wie eine Aufstellung an einem gewöhnlichen Gruppenseminar. Zusätzlich gibt es bei den Workshops noch einen Rabatt von 20% auf alle Preise, wenn Sie zu zweit kommen.

Mit einem Workshop können Sie sich einen Tag lang einem Thema widmen und haben den Austausch in einer netten Gruppe. Mit kleinen Übungen näher Sie sich dem Familienstellen und erfahren es selbst. Das istSelbsterfahrung, die Spaß macht und weiter bringt!

Workshopangebote

Aktualisiert am 4.3.2022

Von der Bedeutsamkeit eines Atemzugs

In den vergangenen zwei Beiträgen habe ich beschrieben, wie gut und wichtig es für uns Menschen ist, in die (äußerliche) Ruhe zu kommen und unseren Gefühlen Raum zu geben. Wie findet man nun in stressigen Zeiten die innere Ruhe, aus der man so viel Kraft schöpfen kann? Ich selbst kenne es auch, in Phasen sehr gestresst zu sein. Um die innere Ruhe zu finden, habe ich selbst nicht nur für mich Familienaufstellungen gemacht, sondern habe gerade an einem Kurs in MBSR teilgenommen, wo man das Achtsam-sein und das Meditieren ganz strukturiert lernt. Beides zusammen hat mir sehr geholfen, ruhiger zu werden und einen besseren Umgang mit stressigen Situationen zu finden.

Was ist MBSR?

MBSR ist die Abkürzung für Mindful Based Stress Reduction, auf Deutsch Achtsamkeitsbasierte Stressreduzierung. Dahinter verbirgt sich ein achtwöchiger Kurs mit Übungen für den Atem und Körper mit dem Ziel, das ganze Leben achtsamer und bewusster zu leben. Also nicht nur „achtsam im Alltag“, sondern achtsam in jeder Lebenslage, bei allem, was wir tun und nicht tun. Das Kurs-Programm wurde von Jon Kabat-Zinn und Kolleg/innen entwickelt und hat immer den gleichen Ablauf. Ursprünglich wurde es in Kliniken für Patient/innen mit physischen und psychischen Beschwerden eingesetzt. Mittlerweile bieten viele Lehrer/innen das achtwöchige Programm mit immer gleichem Ablauf in freier Praxis an. Der einzige Unterschied ist, dass die Kursteilnehmer/innen in den Kliniken krank geschrieben waren während der acht Wochen. Für berufstätige Menschen zu Hause ist es eine besondere, aber durchaus lohnenswerte Herausforderung, diesen achtwöchigen Kurs in ihren Alltag einzubauen.

Warum lohnt sich MBSR?

Das MBSR-Konzept lehrt die Seinsweise der Achtsamkeit. Es orientiert sich an dem unveränderlichen Kern der buddhistischen Achtsamkeitslehre und wurde für westliche Verhältnisse wissenschaftlich entwickelt. Die Wirksamkeit der Stressreduzierung ist ebenso anhand wissenschaftlicher Studien belegt. Da der Kurs sehr strukturiert und in kleinen Schritten aufgebaut ist, ermöglicht er meiner Auffassung nach auch Anfänger/innen, sich einen Zugang zu einer eigenständigen Achtsamkeitspraxis zu erarbeiten. Aber auch für Mensch mit Meditationserfahrung kann die Teilnahme lohnenswert sein, um die eigene Praxis aufzufrischen und vor allem den Bezug in den Alltag wiederherzustellen.

Während der Arbeit kommt das Vergnügen

Der Kurs ist tatsächlich erst mal ein Stück Arbeit. Vielen Teilnehmer/innen kommt es bestimmt so vor, als würde man gegen den Strom schwimmen müssen: gegen eigene Gewohnheiten, gegen die Stille, in der man sich selbst und unbekannten Seiten begegnet, und gegen die unzähligen zeitlichen Hindernisse. Im Kurs kann man genau das Gegenteil lernen, nämlich mit dem Strom zu schwimmen und die ganzen Schwierigkeiten da sein zu lassen, ohne sie weg haben zu wollen. Man lernt in dem Kurs, dass es nicht darum geht, in einen harmonischen entspannten Zustand zu gelangen, sondern die Anspannung, Verspannung wahrzunehmen und da sein lassen zu dürfen. Auf diese Weise können wir viel Kraft sparen. Kraft, die dafür verwendet wird, unangenehme Empfindungen weg zu drücken. Diese Erfahrung kann man schon während des Kurses machen.

Der eine Atemzug, in dem alles enthalten ist

Im Zentrum steht immer wieder der eine Atemzug jetzt, und jetzt, und jetzt. Allein sich diesen bewusst zu machen, auf ihn zu achten, das ist eigentlich schon das ganze Geheimnis. Die Bewegungen des Lebens kommen und gehen wie Wellen. Anspannung und Entspannung, Einatmen und Ausatmen, das ist der ganze Rhythmus. Darin liegt die Erkenntnis, dass das Leben und alles, was es mit sich bringt, kommt und geht. Diesen Rhythmus verliert man in der materialisierten Welt. Genau deswegen ist die Achtsamkeit wie ein hartes Training in Geist-Sport für viele von uns. Aber es lohnt sich. MBSR kann Menschen darin unterstützen, sich selbst besser kennenzulernen und sich und sein Leiden mit Freundlichkeit anzunehmen. Das wirkt sich natürlich auch positiv auf Beziehungen zu anderen Menschen aus. Und schließlich wird das Leben und die Welt doch harmonischer und entspannter.

Wo kann ich einen MBSR-Kurs machen?

Auf der Internetseite des MBSR-MBCT-Verbands finden Sie Adressen zu zertifizierten Kursleiter/innen. Die Krankenkassen erstatten teilweise MBSR als Präventionskurs. Vor Ort in Berlin-Neukölln kann ich die Heilpraktikerin und erfahrene Meditationslehrerin Anne Wanitschek (Link) empfehlen, die MBSR online und als Präsenzkurs anbietet. Die Kosten für einen Kurs liegen zwischen 300 und 390 Euro, was für das Angebot und die nachhaltige Wirkung nicht teuer ist. Für Mensch, Natur und Gesellschaft würde es sich meiner Meinung nach lohnen, wenn dieser Kurs an Schulen, Berufs- und Volkshochschulen und Universitäten oder von Unternehmen kostenlos angeboten wird.

Familienaufstellung und MBSR

Wer einen MBSR-Kurs macht, wird mit einiger Wahrscheinlichkeit mit unangenehmen Gefühlen oder Glaubenssätzen konfrontiert. Man kann sich sozusagen freuen, wenn das geschieht, denn es meldet sich möglicherweise ein noch ungesehenes Gefühl. Hier kann es durchaus sinnvoll sein, sich durch Therapie und Beratung Unterstützung zu holen. Mit einer Familienaufstellung ist es möglich, sich ganz bestimmte belastende Gefühle und Glaubenssätze, die sich wiederholend zeigen, anzuschauen. Wie in der Achtsamkeitspraxis so „verschwinden“ auch Gefühle oder Glaubenssätze nicht für immer nach einer Aufstellung. Aber der Umgang damit wird bewusster und leichter, sie machen uns nicht mehr handlungsunfähig. Mit einer Achtsamkeitspraxis unterstützen Sie sich in jedem Fall immer bei dem bewussten und verantwortungsvollen Umgang mit Ihren Gefühlen und Glaubenssätzen.

Machen Sie sich auf den Weg. Endecken Sie die Bedeutsamkeit eine Atemzugs, in dem alles schon da ist, was Sie brauchen. Hier und jetzt.

Und wenn Sie Unterstützung bei der Bewältigung schwieriger Gefühle oder hartnäckiger Glaubenssätze brauchen, kontaktieren Sie mich gern. Ich begleite Sie einfühlsam und professionell mit einer systemischen Aufstellung.

Kontakt

Aktualisiert am 18.10.2021

Zeit für Gefühle

Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie schwer es sein kann, Gefühle bewusst zu fühlen. Viele kennen überwiegend zwei Zustände in Bezug auf Gefühle: Entweder wir fühlen wenig bis nichts oder wir werden von einem Gefühl überflutet. Alles in allem reden wir häufig mehr über Gefühle als sie zu fühlen. Aber was heißt es eigentlich, ein „Gefühl zu fühlen“?

Wie zeigen sich Gefühle?

Gefühle empfinden wir vor allem im Körper: Aufregung oder Weite in der Brust, Druck, Wärme oder Kribbeln im Magen, Enge im Hals, Schwere, Schwäche oder Kraft in den Gliedern. Und dann ist da noch diese seelische oder geistige Gefühlsempfindung, die sich eben irgendwie „anfühlt“, als ob es einen immateriellen Gefühlskörper im Kopf gäbe. In den meisten Situationen haben oder erleben wir Gefühle oder zumindest empfinden wir etwas. Je stärker das Geschehen in einer Situation ist, desto stärker ist auch die Gefühlsreaktion.

Welche Funktion haben Gefühle, warum sind sie da?

Gefühle werden als eine Konstante in der Evolution des Menschen gesehen, die unser Überleben sichert. Über Gefühle regulieren wir unseren eigenen Organismus hinsichtlich erlebter Situationen. Angst bei Gefahr führt zu Flucht oder Erstarren ist ein klassisches Beispiel für eine Emotion. Gefühle verbinden uns außerdem mit anderen Lebewesen: Wir kommunizieren darüber, wie es uns geht und wie es uns mit der/dem anderen geht. Gefühle ketten uns quasi aneinander, wir haben sie – ob wir wollen oder nicht. Vielleicht kann man sie als den Kitt im (Familien-)System betrachten.
In der Kritischen Psychologie wird besonders die „handlungs- und erkenntnisleitende Funktion“ der Gefühle herausgestellt. Dem ist vorausgesetzt, dass es kein Entweder-oder von Gefühlen (Emotionalität) vs. Gedanken ( Vernunft) gibt, sondern dass Fühlen und Denken Hand in Hand zu Erkenntnis und Handeln führen.

Was genau passiert, wenn wir ein Gefühl haben?

Die Wissenschaft unterscheidet zwischen verschiedenen Begriffen in Bezug auf Gefühle und definiert diese auch unterschiedlich:

  • kurzzeitige Affekte oder Emotionen: Aufregung, Schreck
  • überwiegend im Körper empfundene Empfindungen: Enge, Druck, Unruhe, Weite, Wärme, Kribbeln etc.
  • Gefühle als „subjektive Wahrnehmung einer Emotion“¹: Angst, Traurigkeit, Wut, Ekel, Lust etc.
  • Stimmungen als länger andauernde Gefühle
  • Metagefühle: Frieden, Liebe, Stille, Sicherheit etc.

Es handelt sich bei Gefühlen um komplexe Prozesse, in denen verschiedene Nervensysteme, Hormone, Neurotransmitter, Muskeln usw. interagieren. Wenn man sich diese Prozesse mal etwas genauer anschaut, ist leicht nachvollziehbar, dass Gefühle vom Organismus körperlich, geistig und seelisch wirklich „verarbeitet“ werden müssen und es dafür Zeit braucht. Ein Ausdruck, der ja mittlerweile schon in unserer Alltagssprache angekommen ist: Wir müssen ein Ereignis erst mal „verarbeiten“. Aber tun wir dies auch angemessen?

Umgang mit Gefühlen in Gesellschaft und Familie

Für die meisten von uns ist es eine große Herausforderung, unangenehme oder schmerzvolle Gefühle wie Trauer, Schuld, Scham, Angst, Einsamkeit und Wut zu fühlen. Warum fällt es uns oft schwer, Gefühle situationsgemäß in ausreichendem Maße zu verarbeiten? Ein Grund wird sein, dass es immer näher liegt, Unangenehmes zu vermeiden. Wenn wir an die handlungsleitende Funktion von Gefühlen denken, dann hätten manche unangenehme Gefühle (die uns anzeigen, dass in der Begegnung mit einem Menschen oder in einer bestimmten Situation etwas nicht stimmt), theoretisch die Folge, dass wir das zum Ausdruck bringen und uns mit einem Gegenüber auseinandersetzen müssten.

Ute Osterkamp beschreibt, wie gesellschaftliche Verhältnisse den Umgang mit Gefühlen geprägt haben². Sie zeigt auf, dass die Unterdrückung von Gefühlen den Zweck haben kann, die herrschenden Machtverhältnisse in Gesellschaften zu stabilisieren. Zum Beispiel indem Gefühle fühlen und zeigen als schwach und irrational verunglimpft wurde. Das wirkt sich natürlich auch darauf aus, wie in Familiensystemen mit Gefühlen umgegangen wird. Und dann ist da natürlich auch der Alltag einer Lebensweise, die maßgeblich von Arbeit geprägt ist und keine Zeit für Leerlauf und Muße zum Fühlen vorsieht.

So gesehen erscheint es als ein Wagnis, Gefühle zu zeigen, die mit dem Bestehenden nicht einverstanden sind. Gefühle wie Ärger, Wut, Trauer, Scham als Anzeichen für Missstände in (partnerschaftlichen, familiären oder gesellschaftlichen) Beziehungen stellen die bestehende Ordnung in Frage. Würden wir sie frei ausleben, kann das eine starke Wirkung haben. Auch ein positives Gefühl von Glück kann konfrontativ wirken. Zum Beispiel wenn ich anzeige, dass es mir besser geht, wenn ich die bestehende Ordnung verlasse und meinen eigenen Weg gehe.

Trauma

Wenn ein Erlebnis für einen Menschen sehr stark als Gefahr der eigenen Unversehrtheit erlebt wird und es keine Handlungsoptionen gibt, sich daraus zu befreien, dann sprechen wir von einer Traumatisierung. Traumatisierungen können im Kindesalter geschehen, wo entsprechende Möglichkeiten zur Verarbeitung noch nicht zur Verfügung und wir in starker Abhängigkeit zu Eltern und anderen Erwachsenen stehen. Aber auch im Erwachsenenalter wirken Situationen, in denen es keinen nahe liegenden absehbaren Ausweg gibt wie unerwartete heftige Gewalt (Überfall, Krieg, Vergewaltigung) oder strukturelle Gewalt (durch Gesetze u.ä.), traumatisierend. Eine Traumatisierung ist unterschiedlich stark ausgeprägt, je nachdem wie stark die körperliche und seelische Unversehrtheit verletzt und individuell erlebt wird.

Gefühle bringen uns im Leben weiter, weiter als du denkst

Gefühle und körperliche Empfindungen sind vielleicht als ein Katalysator zu verstehen, der uns dabei unterstützt, dass wir für uns sorgen und uns weiterentwickeln. Auf unsere primären situationsgemäßen Gefühle zu achten und diese Gefühle als etwas kostbares zu achten, sollte ein jeder Mensch von klein auf lernen. Später müssen sich Erwachsene sonst mit sog. Sekundärgefühlen auseinandersetzen. Das sind oft verwirrende und dramatische Gefühle die als Folge entstehen, wenn man seine primären Gefühle nicht ausleben durfte oder konnte.

(Nach-)Fühlen ist wie Nachdenken, Essen, Schlafen, Arbeiten, Kochen ein Zustand, in dem wir beschäftigt und fokussiert sind. Der Unterschied ist, dass wir eher mit uns und unserem Inneren beschäftigt sind. Wir brauchen deshalb Zeit, in der sich Gefühle in Ruhe entfalten können. In diesem Sinne rufe ich in meinem vorhergehenden Beitrag dazu auf, öfter mal nichts zu tun und sich Zeit für sein Innerstes und seine Gefühle zu nehmen. Wer merkt, dass er nicht gut an seine Gefühle „rankommt“, für den gibt es mittlerweile eine Vielzahl an Selbsterfahrungs- und Therapiemethoden, die beim Erlernen des Fühlens unterstützen.

Auch Familienaufstellung kann ein Weg sein, seine Gefühle besser kennenzulernen oder einzuordnen, wenn sie einen überfluten. Ich lade Sie herzlich ein, mit einer Familienaufstellung und meiner empathischen Begleitung die eine oder andere Tür zu öffnen und zu schauen, welches Gefühl da noch eingeschlossen auf die Begegnung mit Ihnen wartet.

Kontakt

Aktualisiert: 3.3.2022

¹ Knuf, Andreas: Ruhe, ihr Quälgeister. Wie wir den Kampf gegen unsere Gefühle beenden können. München Arkana 2013. 22ff
² Osterkamp, Ute: Gefühle, Emotionen. In; Haug, Wolfgang Fritz (Hrsg.): Historisch-kritisches Wörterbuch des Marxismus. Band 4. Hamburg: Argument 1999, 1329ff

Leerlauf – im Alltag zur Ruhe kommen

Der Leerlauf ist für mich das Motto dieser Tage, es passt gut zu den Sommerferien und zu vergangenen Lock-Down-Zeiten. Im Leerlauf stehen die Räder still und wir können spüren, wo und wer wir überhaupt sind. Wer zu sich selbst und seine Bestimmung finden möchte, wer sich an den eigenen Bedürfnissen und Befindlichkeiten orientieren möchte, muss ab und an zur Ruhe kommen, in die Stille gehen, sonst hört man die eigene Stimme nicht so gut.

Der schnelle Takt des Alltags

Im letzten Jahr sind für viele Menschen außergewöhnliche Dinge geschehen, die meisten hat das Geschehen emotional sehr beschäftigt. Für Menschen, die im Gesundheits- und Versorgungssystem beschäftigt sind, oder für berufstätige Eltern mit Kindern war es zum ohnehin schon stressigen Alltag eine besonders herausfordernde Zeit – kaum Zeit zum Aufatmen. Andere hingegen hatten im Lock-Down sehr viel Leerlauf und haben sich mit dieser und jener neuen Beschäftigung abgelenkt.
Aber auch ohne Corona ist das Leben vieler Menschen so strukturiert, dass wir viel Zeit mit Lohnarbeit, Hausarbeit, Kinderbetreuung und einem ebenso anspruchsvollen Freizeitprogramm verbringen. Für alle Tätigkeiten erhalten wir auch noch unzählige Konsumangebote aus Medien, Internet und Handy, die uns permanent beeinflussen. Zeit für eine Reflexion, was uns ein regelmäßiger und gepflegter Leerlauf bringen kann.

Im Bereitschaftsbetrieb

Leerlauf ist eigentlich ein Begriff aus der Elektrotechnik und besagt, dass der Strom aus der Stromquelle noch fließt, aber es ist kein Gerät oder keine Maschine angeschlossen, die den Strom in eine spezifische Arbeit umsetzt. Der Begriff passt gut für den Zustand, den ich hier für uns Menschen beschreiben möchte: Wir stehen unter Strom, nach einem vollen Tag oder nach einer anstrengenden Tätigkeit oder einem Streit, setzen uns hin und tun – nichts. Leerlauf könnte man also als Nichts-Tun bezeichnen. In diesem Zustand „machen“ wir auch keine Meditation oder Entspannungstechnik, denn das ist schon wieder ein Vorhaben mit bestimmten Vorgaben. Das Sitzen und Nichts-tun ist umgangssprachlich ein bisschen negativ konnotiert als „Wand anstarren“, als sei die Zeit zu kostbar, um sie mit Nichts-tun zu vergeuden.

„Ich möchte einfach nur hier sitzen.“

Für den Leerlauf sitzt man am besten in einem vertrauten Raum, also zu Hause oder auch auf dem Arbeitsplatz, wenn man da irgendwo Ruhe hat. Günstig ist es natürlich, wenn man allein ist, aber es ist nicht so streng wie bei einer Entspannungsübung. Es können auch andere Menschen im Raum sein.

Richten Sie sich am besten jeden Tag oder so oft eben möglich eine Zeit ein, in der Sie nichts tun, also keine Handlung mit Händen, Füßen oder anderen Körperteilen verrichten und „einfach nur hier sitzen“ (Loriot). Ansonsten ist alles erlaubt in dieser Zeit: Augen auf, Augen zu, sich im Sitzen bewegen, Gedanken denken, Gefühlen nachgehen, Körperempfindungen nachspüren, auch einen Schluck trinken. Es geht darum, dem Raum zu geben, was uns in diesem Moment bewegt. Im Gegensatz zur Meditation dürfen Sie sich Gedanken und Gefühle ganz hingeben. Also nicht nur wahrnehmen, was ist, sondern auch zu 100% sein dürfen, was ist. Es kann aber auch sein, dann nach dem Sturm des Tages plötzlich gar nichts mehr bei Ihnen los ist, also kein Fühlen, wenig Denken, vielleicht sogar etwas Taubheit. Dann ist auch das ok. Möglicherweise kommt sogar schnell Langeweile auf. Dann ist es sinnvoll, bei der vorgenommenen Zeit zu bleiben und vielleicht mal ein bisschen durchzuatmen oder in den Körper reinzuspüren und die Langeweile zu erleben.

Was du anschaust, fühlt sich gesehen – und kann gehen

Optimal für den Leerlauf sind mindestens 15 Minuten. Je länger man da sitzt und nichts tut und nur spürt, was sich gerade im Innern bewegt, desto größer ist die Chance, dass sich die Gefühle und Gedanken zeigen, die zum aktuellen Geschehen im Leben gehören und gesehen werden wollen. Wenn man eine Stunde Zeit hat und es regelmäßig praktiziert, kann es sogar passieren, dass man leer läuft an Gedanken und Gefühlen. Man hat alles Wichtige mal durchdacht und durchspürt und ist dann vielleicht aufgeräumter. Ein Freund von mir fuhr gern allein zwei Monate in den Urlaub und und hatte am Ende alle Gedanken und Probleme, die ihn beschäftigt haben, „fertig gedacht“. Ich selbst habe von einer Psychologin mal die Aufgabe bekommen, mich nach einer komplizierten Trennung über einen Monat jeden Tag eine Stunde lang hinzusetzen und nichts zu tun, um die Gefühle zu fühlen, die damit verbunden waren. Manchmal saß ich da und habe mich sehr gelangweilt. Am Ende liefen doch die Tränen.

„Ich muss mal in Ruhe über alles nachfühlen.“

Der Leerlauf ist im Grunde eine gute Vorbereitung für eine Familienaufstellung. Und auch für eine Meditation im übrigen. Bei Menschen, deren Leben stark getaktet ist, sehe ich den Leerlauf als eine Art Vorraum oder Vorstufe zu Meditation oder bewusster Achtsamkeitsübung. Wir üben uns in der Ruhe und darin, langsamer zu werden für einen Moment. Dies schafft Raum für Gedanken und Gefühle, die uns beschäftigen. Dieser Raum ist oft ausschließlich ausgefüllt mit Terminen, Treffen und Tätigkeiten. Dabei brauchen wir nicht nur die Zeit, „über alles in Ruhe nachzudenken“ – wir brauchen auch die Zeit, in Ruhe über alles nachzufühlen oder nachzuspüren. Über die besondere Bedeutung der Gefühle werde ich im nächsten Beitrag berichten.

Wenn es Ihnen schwer fällt, trotz Ruheinseln und Nichts-Tun zur Ruhe zu kommen, kann die Ursache ein Getriebensein, ein traumatischer Stress oder eine Vermeidungsstrategie sein. In diesen Fällen könnte Ihnen eine systemische Aufstellung helfen, um zu schauen, woher diese Unruhe kommt. Melden Sie sich, wenn Sie einfach nicht zur Ruhe kommen, ich unterstütze Sie gern.

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Aktualisiert am 02.03.2021

Am Ende wird nicht alles gut – eine heilsame Wahrheit

Wenn etwas nicht gut zu Ende gegangen ist…

Kennen Sie das, jemand sagt „Alles wird gut“ zu Ihnen, aber im Herzen wissen Sie, dass das nicht wahr ist? Wir wollen getröstet werden und dadurch schneller wieder in positive Gefühle und Gedanken kommen. Die Realität jedoch ist, dass manchmal etwas zu Ende und nicht gut ausgegangen ist. Menschen sterben zu früh und man hat die Liebe zueinander nicht leben können. Eine Kindheit ist zu Ende und man konnte seinen Eltern nie wirklich nah sein. Partnerschaften enden in Zerwürfnis und Streit. Warum versprechen wir uns Trost von dem Satz „Alles wird gut“? Manchmal kann etwas nicht mehr gut (gemacht) werden. Diese Wahrheit zu achten, kann mehr Erleichterung und Befreiung bringen als ein schwacher Trost.

… gibt es in einer Aufstellung oft Versöhnung

In einer Aufstellung gibt es grob gesagt zwei Varianten, wie sie ausgehen kann: Glücklicherweise dürfen recht viele die Erfahrung machen, dass sich Familienangehörige oder andere aufgestellte Personen, auch bereits verstorbene, aufeinander zu bewegen. Eine im Kindbett verstorbene Mutter kann ausdrücken, dass sie mit Liebe auf ihre Tochter schaut und ihr ihren ganzen Segen für ein glückliches Leben gibt. Ein Vater, der sein ganzes Leben mit sich beschäftigt war und der selbst keine Beziehung zu seinem Vater hatte, kann seinen Sohn umarmen und ihm sagen, dass es ihm Leid tut. Eine Ex-Frau sieht die Verantwortung am Scheitern der Beziehung und kann das Gute anerkennen. In all diesen Beispielen wurden Herzen und Seelen der Menschen berührt. Denn das, was nicht gut war, wurde von beiden Seiten angesehen, betrauert oder anerkannt. Für einen Moment vergewissert man sich der Liebe, die einen verbindet. Für diesen Moment ist alles gut und die Geschichte wurde ein Stück weit neu geschrieben.

… aber manchmal „nur“ die Wahrheit

In der anderen Variante einer Aufstellung können wir diese lösenden Bewegungen nicht sehen. Die Menschen, zu denen uns eine Verbindung fehlt oder für die wir zu viel getragen haben, zeigen keine Regung, bewegen sich nicht vom Fleck, schauen oder gehen gar weg. Für viele, die in ihrer Aufstellung so etwas sehen und sich Versöhnung oder Anerkennung ihres Leids wünschen, ist das schmerzhaft. Die Lösung findet nicht zwischen den Menschen statt. In diesen Aufstellungen liegt die Lösung in einem ganz wichtigen Schritt: Wir lassen den Widerstand gegen den Schmerz, dass es nicht gut war und auch nie wird, los. Wir schauen mutig auf das Verlorene und sehen die Situation so, wie sie war. Wir können aber in der Aufstellung sehen, dass die eigene Mutter, die uns immer ungerecht behandelt hat, eine ebenso fehlende Beziehung zu ihrer eigenen Mutter hatte. Oder dass der eigene Vater, der immer abwesend war, mit der Seele und seinem Herzen bei seinem Vater ist, wie ein Kind. Das zu sehen, wirkt sich bei vielen Menschen erleichternd und tröstend aus. Dennoch: Wir trauern mit uns allein, unser Schmerz bleibt. Und wir dürfen sagen: „Es war nicht gut.“ Wir achten unser Schicksal und das der anderen, denn es ist ja geschehen.

Vom Glück in jeder Lebenslage

Bert Hellinger sprach davon, dass wir mit unserem Schicksal in Einklang kommen müssen, um das Glück im Leben zu finden. Er meint damit, dass es sich leichter lebt, wenn man anerkennt, was war und ist, denn man kann es ein großes Stück weit nicht ändern.¹ Heute wird ja viel über Resilienz gesprochen – ich denke, dass Menschen, die als resilient eingestuft werden, genau das tun: Sie achten und akzeptieren, dass sie in einer anstrengenden, manchmal ausweglosen und schrecklichen Situation sind, aber sie hadern nicht damit. Sondern schauen, wie sich sich dennoch über Wasser halten und für sich (und andere) sorgen können. Darin liegt letzten Endes die größte Freiheit, dass man für sich die Verantwortung übernehmen kann.

Wenn man den Schmerz für sich allein trägt, so gut es eben geht, eröffnet dies die Möglichkeit, sich aus dem Hadern mit dem eigenen Leben, aus Vorwürfen und Anklagen zu lösen und den eigenen Weg weiter zu gehen. Darin kann Sie eine Familienaufstellung unterstützen.

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¹ Weil Hellinger das früher so gemacht hat: Man muss niemanden um Verzeihung bitten oder sich vor jemandem verneigen, der nicht gut zu einem war. Man kann sich bewusst und klar von diesen Menschen trennen und die Verantwortung für ihr Handeln bei ihnen lassen. Gleichzeitig können wir achten, dass auch Menschen, unter denen wir gelitten haben, eingebunden sind in Familienschicksale und systemische Dynamiken.

Wie wir Geschichte neu schreiben

Wir werden als Menschen in Familien geboren

Was ist eine Familie? Eine Familie sind der Mann und die Frau, die es braucht, damit ein Kind entsteht¹. Jede:r der Eltern des Mannes und der Frau, hat ebenso Eltern, die auch wieder Eltern haben usw. usf. In der Biologie meint der Begriff Familie eine bestimmte Ebene der „biologischen Systematik“. Letzten Endes ist es bei manchen Menschen, die ohne ihre (beiden) Eltern aufwuchsen auch so – es beschreibt eine biologische Systematik, zu der sie dazugehören, keine erlebtes soziales System.

Dazugehören (wollen) zu je meinem System ist bei Tier und Mensch eine wichtige Grundlage, die unsere Bewegungen im Leben prägt. Menschliche Familien leben in diversen Gesellschaften, Kulturen, Ländern und Landschaften, auf einem Planeten, in einem Universum. Unsere Lebensgeschichte ist eingebunden in diese zusammenhängenden Strukturen und Systeme. Alles, was wir erleben und weitergeben, hat einen Einfluss darauf – und sei der Einfluss noch so winzig.

In einem Menschenleben können sich Dinge ereignen, die so stark und schmerzhaft sind, dass sie in ihrer Gänze nicht in dem Geschehensmoment gefühlt werden können. Das können Erlebnisse im Krieg sein, Grenzüberschreitungen durch körperliche und psychische Gewalt in Familien, schwere Geburten oder Krankheiten in der frühen Kindheit, fehlende Bindung zu den Eltern, abrupte Trennungen von geliebten Menschen usw. Der seelische Schmerz von Schocks oder Traumata bleibt in der Erinnerung, jedoch oft unbewusst.

Schmerz sehnt sich nach Heilung

Auch ein seelisches oder emotionales Ungleichgewicht möchte in Balance kommen. Eine Anspannung möchte sich entspannen. Ein Unrecht will ausgeglichen werden. Das sind Bewegungen des universellen Prinzips eines Fließgleichgewichts, das immer in Bewegung ist. Im Kosmos ist immer alles in Bewegung und verändert sich. Für mich ist das einer der Hintergründe, warum sich traumatische Erlebnisse von einer Generation auf die nächste auswirken. Der Wirkmechanismus ist dabei die Liebe der Dazugehörigkeit: Wir spüren oder erleben das Leid von Familienangehörigen und Ahnen und versuchen, es für sie zu gut zu machen – weil sie es nicht können. Wenn wir so ein Leid übernehmen, erleben wir das manchmal so, dass wir immer wieder in Situationen kommen, wo sich wie automatisch das gleiche Muster in unserem Denken, Handeln und Fühlen abspielt. Wir fühlen uns dieser Reaktion auf eine Art hilflos ausgeliefert oder wie fremdgesteuert und können es auch nach vielen Veränderungsversuchen nicht anders machen.

Wenn die Dinge in Ordnung kommen

Das Leid muss an der Stelle geheilt oder gesehen werden, wo es geschehen ist. Sonst kommt der Ursprung des Leids nicht zur Ruhe. Mit einer Aufstellung ist es oft möglich, diese Urprungsmomente aufzudecken. Es kann sichtbar werden, wie wir uns mit den Schicksalen unserer Familienmitglieder oder Ahnen aus Liebe oder Ausgleich verbunden haben. Über das Bild in der Aufstellung kommen diese Verstrickungen in unser Bewusstsein.

Der Ursprung des Leids offenbart sich für uns überraschende Weise. Wenn das Leid bewusst und in dem geschützten Rahmen einer Aufstellung gesehen wird, können die eigentlich Betroffenen endlich ihr Leid, ihre Schuld, ihre Trauer ausdrücken. Es kommt nicht nur ein Unrecht in Ordnung, weil es aufgedeckt wurde. Es wird dadurch auch die Ordnung wiederhergestellt, dass die Kinder für ihre Eltern oder Großeltern nicht die Last des Leides tragen.

Alles zu seiner Zeit

Insofern, könnte man sagen, dass Geschichte wirklich umgeschrieben wird und Erlebtes nachträglich heilen kann. Wenn es gelingt, dauert es nach eigenen Beobachtungen und Rückmeldungen von Klient:innen unterschiedlich lange, bis man Veränderungen bei sich oder auch im System spürt. Manchmal geht es ganz schnell, aber oft dauert ein familiärer Heilungsprozess mehrere Jahre. Und manchmal ist die Heilung einer Verletzung im familiären System auch nicht möglich, das muss man dann achten und respektieren.

Mit einer Familienaufstellung tut man in erster Linie etwas für sich selbst. Aber kann auch immer ordnende und heilende Impulse für die eigene Familie setzen. Es ist Heilarbeit für sich und im Dienste der Gesellschaft. Für den Frieden. Erfahren Sie die heilsame Kraft einer Aufstellung.

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¹ Auch wenn die Frau ihr Geschlecht geändert hat und nun als Mann lebt, braucht er doch die eindeutig weiblichen Geschlechtsorgane und entsprechende Botenstoffe.
Überarbeitet am 16.06.2022

Alles ist anders zu betrachten als bisher

Eine Familienaufstellung kann sehr berührend sein – wie bei allem, je nachdem wie offen und interessiert man an die Sache herangeht. Berührend sind natürlich Gefühle wie Trauer oder Wut, die man in einer Aufstellung  intensiv wahrnehmen kann. Manchmal wird aber auch das eigene Welt- oder Familienbild dadurch auf den Kopf gestellt, das sich unbekannte, unbewusste oder verdeckte Aspekte des Familiensystems zeigen.

Das Zitat aus einem Beitrag¹ der beiden erfahrenen Aufsteller/innen Jakob und Sieglinde Schneider bringt meinem Empfinden nach sehr gut auf den Punkt, was das Besondere und besonders Verändernde in einer Aufstellung ist:

„Jede Psychotherapie und jedes Lösungssuchen sind im Grunde ein Tranceprozess, der erlaubt, sich in einer Weise auf etwas zu konzentrieren, wie es ohne einen Helfer auf die nötige Weise allein nicht gelingen würde. Konzentration heißt hier: Etwas Bestimmtes mit seinen Sinnen wahrzunehmen, dass alles Ablenkende und Zerstreuende abfällt. In einer Trance – sie ist für gewöhnlich ein alltägliches Phänomen – geben wir einer bestimmten Wahrnehmung Raum, statt das wir uns über etwas Gedanken machen. In der Anschauung [der Aufstellung, Anm. T.A.] geben wir uns einer Wahrnehmung hin und erleben so auch innere Vorgänge wie etwas, das vor unseren Augen, eben außerhalb unseres Körpers vorgestellt, stattfindet. So führt eine Aufstellung schnell weg von sich meist im Kreise drehenden Gedanken, Urteilen, Phantasien und den entsprechenden Inszenierungen von Beziehungsmustern. Sie zeigt auf eine dem Klienten meist unmittelbar einleuchtende Weise, dass sowohl der Problemzusammenhang als auch die gewünschte Lösung anders zu betrachten sind als bisher.“

Fassen Sie den Mut, die alten oft anstrengenden Pfade zu verlassen und den neuen und leichteren Weg zu gehen. Eine Familienaufstellung kann Sie dabei unterstützen.

Angebot Einzelsitzung

Angebot Gruppenaufstellung

 

¹Schneider, J.R., & Schneider, S. (2019). Familien und Systemaufstellung mit Figuren. In W. De Philipp (Hrsg.), Systemaufstellungen im Einzelsetting: Platz lassen, Raum geben (4. Aufl., S. 15). Heidelberg, Deutschland: Carl-Auer.